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Glossar

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Yellowface

Yellowface bezeichnet eine Praxis, bei der Menschen, die nicht ostasiatischer Herkunft sind, ihre Gesichtszüge, Hautfarbe oder andere Merkmale künstlich verändern, um asiatische Identitäten darzustellen. Oft geschieht dies durch Schminke, angeklebte Augenlider, Perücken oder Karikaturen in Gestik und Sprache. Diese Praxis ist tief in kolonial-rassistischen Traditionen verwurzelt und dient der Reproduktion von Stereotypen über asiatische Menschen – von der Darstellung als „geheimnisvoll“ und „gefährlich“ bis hin zu lächerlich oder entmenschlicht.

Historisch tauchte Yellowface vor allem in westlichen Theater-, Film- und Opernproduktionen auf, wo asiatische Rollen fast ausschließlich von weißen Schauspielerinnen gespielt wurden.

 

Statt authentischer Repräsentation wurden verzerrte Bilder geschaffen, die asiatische Menschen auf einseitige Rollen reduzierten – etwa als „weibliche Opfer“, „bedrohliche Drachen“ oder „lustige Karikaturen“. Diese Darstellungen prägten über Jahrzehnte das Bild von Asiatinnen in westlichen Gesellschaften und trugen zu realen Diskriminierungserfahrungen bei.

Auch in der Gegenwart wirkt Yellowface nach – etwa wenn Modekampagnen, Filme oder Social-Media-Trends ästhetische Elemente aus asiatischen Kulturen unreflektiert übernehmen und verzerren. Dies ist nicht nur eine Form kultureller Aneignung, sondern verletzt auch die Würde und Identität asiatischer Communities.

Yellow Peril /
„Gelbe Gefahr"

Yellow Peril bezeichnet ein kolonial-rassistisches Narrativ, das im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert in Europa und Nordamerika entstand. Es beschreibt die Vorstellung, dass Menschen aus Ostasien – insbesondere aus China und Japan – eine existentielle Bedrohung für „den Westen“ darstellen würden. Dieses Bild von der „Gelben Gefahr“ wurde genutzt, um koloniale Expansionen, wirtschaftliche Ausbeutung und militärische Interventionen in asiatischen Ländern zu legitimieren.

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Das Narrativ verknüpfte antiasiatische Abwertungen mit der Angst vor einer „Übernahme“ westlicher Märkte, Kultur und Machtverhältnisse durch asiatische Gesellschaften. In Deutschland fand der Begriff „Gelbe Gefahr“ ebenfalls Verbreitung, etwa in politischen Debatten und Karikaturen des Kaiserreichs. Dabei wurde Asien zugleich als exotisch-romantisiert und als gefährlich-dämonisiert konstruiert – ein duales Muster, das bis heute in Rassismen gegen Menschen mit ostasiatischem Hintergrund fortwirkt.

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Während der Kolonialzeit waren Länder wie China, Vietnam, die Philippinen, Korea und weite Teile Südostasiens massiver Gewalt, Ausbeutung und kultureller Zerstörung durch europäische Mächte und die USA ausgesetzt. Die Yellow Peril-Erzählung diente dabei nicht nur als Propaganda nach außen, sondern wirkte auch nach innen stabilisierend, indem sie weiße Dominanz und die „zivilisatorische Mission“ rechtfertigte.

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Bis heute leben diese kolonialen Denkmuster in Form von antiasiatischem Rassismus weiter: Sie zeigen sich in der Stereotypisierung als „fleißige, stille Arbeiter:innen“, in der Fetischisierung asiatischer Frauen, in der Angst vor der wirtschaftlichen „Übermacht Chinas“ oder in der Zunahme von Gewalt und Ausgrenzung gegen Menschen ostasiatischer Herkunft während der Corona-Pandemie. Eine kritische Auseinandersetzung mit Yellow Peril bedeutet daher auch, die koloniale und imperialistische Gewalt zu benennen, die asiatische Länder über Jahrhunderte erdulden mussten – und die Nachwirkungen dieser Geschichte bis in die Gegenwart zu erkennen.

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