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Glossar

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Zivilcourage

Zivilcourage bezeichnet die Bereitschaft und Fähigkeit, in Situationen einzuschreiten, in denen Unrecht, Diskriminierung oder Gewalt stattfinden. Sie zeigt sich, wenn Menschen nicht wegsehen, sondern Verantwortung übernehmen und aktiv für die Rechte, die Würde und das Wohlergehen anderer eintreten. Zivilcourage erfordert Mut, Entschlossenheit und die Bereitschaft, für Gerechtigkeit einzustehen – auch dann, wenn dies mit persönlichem Risiko oder Unannehmlichkeiten verbunden ist.

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Dabei geht es nicht um impulsives Handeln, sondern oft um überlegtes und situationsangemessenes Eingreifen. Zivilcourage kann viele Formen annehmen: von der deutlichen Ansprache diskriminierender Bemerkungen über das solidarische Unterstützen Betroffener bis hin zum Informieren zuständiger Stellen oder dem Bilden von Bündnissen gegen Ungerechtigkeit.

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In einer demokratischen Gesellschaft ist Zivilcourage ein zentraler Wert. Sie trägt dazu bei, soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und ein respektvolles Miteinander zu fördern. Gleichzeitig ist es wichtig, dabei die eigene Sicherheit und die der betroffenen Person im Blick zu behalten und Handlungsstrategien zu entwickeln, die wirksam und verantwortungsvoll sind.

Zugehörigkeit

Zugehörigkeit beschreibt das tiefe Gefühl, angenommen, respektiert und als Teil einer Gemeinschaft gesehen zu werden. Es geht über die formale Mitgliedschaft in einer Gruppe hinaus und umfasst die Erfahrung, sich verbunden, sicher und wertgeschätzt zu fühlen. Dieses Gefühl spielt eine zentrale Rolle für die Entwicklung von Identität, psychischem Wohlbefinden und sozialer Stabilität.

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Das englische Konzept „Belonging“ erweitert diesen Gedanken, indem es die aktive Dimension von Zugehörigkeit betont: Zugehörigkeit ist kein Zustand, der einfach gegeben ist, sondern etwas, das durch Beziehungen, Räume und Strukturen immer wieder hergestellt werden muss. Für Menschen, die Diskriminierung und Marginalisierung erfahren, ist Belonging oft mit der Frage verbunden, ob sie sich in bestimmten Kontexten wirklich sicher und gemeint fühlen dürfen.

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Zugehörigkeit entsteht durch soziale Bindungen, geteilte Werte, gemeinsame Erfahrungen und gegenseitige Unterstützung. Sie zeigt sich dort, wo Menschen ihre Identität leben können, ohne Angst vor Ablehnung oder Anpassungsdruck. Fehlt dieses Gefühl, kann das zu Isolation, Entfremdung und tiefgreifenden Auswirkungen auf die psychische Gesundheit führen. Daher ist es eine gesellschaftliche Aufgabe, Räume zu schaffen, die Zugehörigkeit ermöglichen und stärken.

Z-Wort / "Zi-Wort"

Das „Z-Wort“ ist eine abwertende und rassistische Fremdbezeichnung für Sintizze und Romnja, die eine lange Geschichte der Ausgrenzung, Verfolgung und Gewalt trägt. Der Begriff wurde bereits während der Kolonialzeit geprägt und diente zur Stigmatisierung und Abwertung dieser Communities. Im Nationalsozialismus wurde das Wort systematisch eingesetzt, um Menschen als „minderwertig“ zu markieren, und war eng verbunden mit Verfolgung, Deportationen und Massenmord.

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Diese historische Belastung wirkt bis heute nach, da das Wort tief in diskriminierende Bilder und Stereotype eingebettet ist. Das „Z-Wort“ sollte deshalb weder ausgesprochen noch geschrieben werden. Es reproduziert eine Geschichte der Gewalt und trägt zur anhaltenden Diskriminierung und Marginalisierung von Sintizze und Romnja bei. Stattdessen ist es wichtig, die von den Communities selbst gewählten Bezeichnungen wie Sintizze (weiblich, Plural) und Romnja (weiblich, Plural) zu verwenden. „Sintizze“ und „Romnja“ stammen aus Varianten des Romanes, einer Sprache mit vielen Dialekten, die von Angehörigen der Sinti- und Roma-Communities gesprochen wird. Für viele ist sie bis heute ein wichtiger Teil ihrer Geschichte, Identität und Kultur. Das Gendersternchen in Begriffen wie Sintizze und Romnja macht sichtbar, dass alle Geschlechter – Männer, Frauen und nicht-binäre Personen – gemeint sind.

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In jüngerer Zeit gibt es auch eine Debatte um die Abkürzung „Z-Wort“ selbst. Einige Aktivist*innen und Community-Mitglieder kritisieren die Verwendung der Abkürzung, weil im Nationalsozialismus der Buchstabe „Z“ als Kennzeichnung auf die Kleidung von Betroffenen genäht wurde. Damit wurde der Buchstabe zum Symbol der Entmenschlichung und Verfolgung. Aus Respekt vor dieser Geschichte schlagen manche vor, stattdessen die Umschreibung „Zi-Wort“ zu verwenden, um die historische Gewalt nicht zu reproduzieren.

 

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