Glossar
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Lernkultur der
Fehlerfreundlichkeit
Die Lernkultur der Fehlerfreundlichkeit beschreibt eine bewusste pädagogische Haltung, in der Irrtümer, unbeholfene Formulierungen oder Wissenslücken nicht beschämt, sondern als Lernanlässe verstanden werden. Im Zentrum steht die Annahme, dass tiefgreifende Veränderung nur in einem Klima der Sicherheit, Zugewandtheit und gegenseitigen Anerkennung möglich ist. Fehlerfreundlichkeit bedeutet nicht, diskriminierende Aussagen zu verharmlosen, sondern sie einzuordnen, aufzuarbeiten und produktiv umzulenken.​
In diskriminierungskritischen Bildungsformaten ist diese Haltung essenziell: Wer über Macht, Rassismus, Antisemitismus oder Sexismus spricht, wird sprachlich stolpern, internalisierte Muster reproduzieren oder Unsicherheiten zeigen. Die Lernkultur der Fehlerfreundlichkeit schafft dafür einen Raum, der nicht beschämend wirkt, sondern ermutigt. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Entwicklung – individuell wie kollektiv.
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Zugleich verlangt diese Kultur klare Grenzen. Fehlerfreundlichkeit ist kein Freifahrtschein für respektloses Verhalten. Emotionale Reaktionen, insbesondere von betroffenen Personen, sind nicht unfreundlich, sondern oft Ausdruck von Verletzung oder jahrelanger Erfahrung.
Trainer:innen und Moderierende haben hier die Aufgabe, einen Rahmen zu schaffen, der beides ermöglicht: zumutbare Lernprozesse für alle Beteiligten und Schutzräume für Menschen mit Diskriminierungs-erfahrungen.​
In unserem Betrieb steht diese Haltung im Zentrum. Wir verstehen uns nicht als Aktivist:innen (auch wenn Aktivismus selbstverständlich seine wichtige Rolle hat), sondern als professionell moderierende Trainer:innen, die bewusst mit Ambivalenzen und Spannungen arbeiten. Uns ist wichtig: eine Lernumgebung, in der Fehler erlaubt sind, ohne dass sie bagatellisiert werden.
Eine Atmosphäre, in der Irritationen nicht unterdrückt, sondern als Teil von Entwicklung verstanden werden. Und eine Einladung, mit sich selbst genauso fehlerfreundlich umzugehen wie mit anderen.
Linguizismus
Linguizismus bezeichnet die Abwertung und Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Sprache, ihres Dialekts oder ihrer sprachlichen Ausdrucksweise. Bestimmte Sprachen, Akzente oder Sprachformen werden dabei als minderwertig betrachtet, während andere als normgebend und überlegen gelten. Diese Bewertung ist nie neutral, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse.
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Linguizismus zeigt sich zum Beispiel in der Herabwürdigung von Menschen mit Akzent, in der Unsichtbarmachung von Mehrsprachigkeit oder in der Vorstellung, es gebe eine objektiv „richtige“ oder „gute“ Sprache. Betroffen sind häufig Personen mit Migrationserfahrung, Menschen aus Arbeiterfamilien oder aus bestimmten Regionen.
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Die Folgen reichen von individueller Beschämung bis hin zu struktureller Benachteiligung, etwa im Bildungssystem oder auf dem Arbeitsmarkt. Linguizismus ist eng verknüpft mit Rassismus, Klassismus und Ableismus und ein zentraler Mechanismus zur Aufrechterhaltung von vermeintlicher Normalität und Zugehörigkeit.
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Eine diskriminierungssensible Praxis erkennt an, dass Sprache sozial geprägt ist, Vielfalt Ausdruck von Lebenserfahrung ist und Verständigung nicht an einer einzigen Sprachform gemessen werden darf.
Lookismus
Lookismus bezeichnet die Abwertung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes. Körper, Gesichter und Kleidung werden dabei nach gesellschaftlich gesetzten Normen von Schönheit, Jugendlichkeit, Schlankheit oder Stil bewertet. Wer diesen Normen nicht entspricht, wird oft weniger ernst genommen, seltener gefördert oder aus sozialen Räumen ausgeschlossen.
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Lookismus wirkt subtil wie offen: durch abwertende Kommentare, abweichende Lohnniveaus, eingeschränkten Zugang zu bestimmten Berufen oder durch algorithmisch gesteuerte Sichtbarkeit in sozialen Medien. Er trifft insbesondere Menschen mit Behinderungen, ältere Personen, dicke Menschen, queere Personen und solche, deren Erscheinung nicht dem hegemonialen Bild von Attraktivität entspricht.
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Lookismus ist kein oberflächliches Problem. Er reproduziert soziale Ungleichheit, schränkt Selbstbestimmung ein und hinterlässt tiefe psychische Spuren. Er steht in engem Zusammenhang mit Bodyshaming, Ableismus, Sexismus und Klassismus und lässt sich nur überwinden, wenn wir Normen hinterfragen, Vielfalt sichtbar machen und Wertschätzung nicht an Körperbilder koppeln.
LGBTI*, LGBTIQ, LGBTQIA, LGBTI+
LGBTI* sowie die weiteren häufig verwendeten Fomen, sind eine aus dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung. Die einzelnen Buchstaben stehen für
L für Lesbian (bezieht sich auf homosexuelle Frauen)
G für Gay (bezieht sich auf homosexuelle Männer)
B für Bisexuell*e (bezieht sich auf eine Person, die sich zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt)
T für trans* (bezieht sich auf trans-identifizierte und non-binäre Menschen),
Q für queer,
I für Inter (bezieht sich auf eine inter Person)
A für asexuell (bezieht sich auf Menschen, die wenig oder keine sexuelle Anziehung erleben)
Das Sternchen oder auch das + steht für alle anderen queeren Menschen, die sich mit keinem dieser Buchstaben identifizieren.