Glossar
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Verbündet-Sein (Allyship)
Verbündet-Sein (Allyship) – to be an ally bedeutet, sich bewusst und aktiv solidarisch an die Seite von Menschen zu stellen, die von Diskriminierung betroffen sind. Allyship beschreibt somit nicht nur eine Haltung, sondern ein dauerhaftes Engagement für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung – getragen von der Bereitschaft, eigene Privilegien zu reflektieren und Verantwortung zu übernehmen.
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Menschen, die sich als Verbündete verstehen, nutzen ihre gesellschaftliche oder institutionelle Position, um auf Ungleichheiten aufmerksam zu machen und strukturelle Veränderungen anzustoßen – ohne sich dabei in den Mittelpunkt zu stellen. Verbündet-Sein bedeutet, zuzuhören, Perspektiven marginalisierter Gruppen ernst zu nehmen und sie in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Es erfordert die Bereitschaft, Fehler einzugestehen, sich irritieren zu lassen und auch Kritik auszuhalten, wenn das eigene Verhalten unbeabsichtigt ausgrenzend war.
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Gelingende Allyship zeigt sich oft nicht in großen Gesten, sondern in alltäglichen Handlungen: in der konsequenten Reaktion auf diskriminierende Bemerkungen im Kollegium, im Einsatz für faire Bewerbungsverfahren oder in der bewussten Weitergabe von Rede- und Entscheidungsmacht. Wichtig ist dabei, dass Verbündete nicht für andere sprechen, sondern Räume schaffen, in denen Betroffene selbst zu Wort kommen können – auf Augenhöhe und ohne Angst vor Abwertung.
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Hilfreich für die Praxis sind Reflexionsfragen wie: Wo nutze ich meine Stimme? Wann schweige ich – und warum? Wen beziehe ich aktiv mit ein? Und wie sorge ich dafür, dass ich nicht nur punktuell helfe, sondern langfristig an Veränderungen mitwirke? Gute Verbündetheit ist prozessorientiert, nicht perfekt – sie lebt von Lernbereitschaft, Demut und der Einsicht, dass Solidarität eine Haltung ist, die sich täglich neu bewähren muss.
Vergemeinschaftung
Vergemeinschaftung bezeichnet den sozialen Prozess, durch den Menschen auf Basis gemeinsamer Erfahrungen, Werte, Interessen oder Zugehörigkeiten ein Gefühl von Verbundenheit und sozialer Nähe entwickeln. Dieses Gefühl ist nicht an formale Mitgliedschaft gebunden – es entsteht durch Austausch, Vertrauen, geteilte Narrative und ein bewusstes Miteinander.
Insbesondere in Kontexten von Diskriminierung und Ausgrenzung spielt Vergemeinschaftung eine zentrale Rolle. Sie kann als Gegengewicht zu gesellschaftlicher Vereinzelung, Stigmatisierung oder struktureller Marginalisierung wirken. Wenn Menschen erleben, dass ihre Erfahrungen nicht individuell, sondern kollektiv sind, entsteht ein Gefühl von Resonanz – das Wissen: Ich bin nicht allein. Dieses geteilte Erleben schafft Schutzräume, ermöglicht Solidarität und kann Grundlage für politische oder soziale Selbstorganisierung sein.
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Vergemeinschaftung ist zugleich ein dynamischer, nicht konfliktfreier Prozess. Er erfordert Aushandlung, Bereitschaft zur Reflexion von Machtverhältnissen innerhalb der Gemeinschaft und das Zulassen von Differenz. Echte Vergemeinschaftung bedeutet nicht Homogenität, sondern das bewusste Gestalten eines Raumes, in dem Verschiedenheit tragfähig wird – und in dem Menschen füreinander Verantwortung übernehmen.
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In diskriminierungssensibler Bildungs- und Veränderungsarbeit ist Vergemeinschaftung daher mehr als ein soziales Nebenprodukt: Sie ist eine Bedingung für nachhaltige Transformation.
Verinnerlichte
Unterdrückung
Verinnerlichte Unterdrückung bezeichnet den psychologischen und sozialen Prozess, durch den Menschen, die Diskriminierung erfahren, die negativen Bilder, Stereotype und Bewertungen der Mehrheitsgesellschaft übernehmen – und sie auf sich selbst oder die eigene Bezugsgruppe anwenden. Die Gewalt von außen wirkt so weiter im Innern.
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Diese Form der Unterdrückung zeigt sich oft leise, aber nachhaltig: als Scham über die eigene Herkunft, als Wunsch, „nicht aufzufallen“, oder als innere Überzeugung, weniger wert zu sein. Auch Konflikte innerhalb marginalisierter Communities – etwa durch Weitergabe von Rassismus, Sexismus oder Queerfeindlichkeit – können Ausdruck davon sein. Besonders perfide: Die Schuld wird nicht mehr den diskriminierenden Strukturen gegeben, sondern sich selbst.
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Verinnerlichte Unterdrückung ist keine individuelle Schwäche, sondern ein Ergebnis struktureller Ungleichheit, systemischer Gewalt und jahrzehntelanger gesellschaftlicher Abwertung. Sie zeigt, wie tief Diskriminierung greifen kann – bis ins Selbstbild und in zwischenmenschliche Beziehungen. In der Awareness-Arbeit ist es essenziell, diese Dynamik zu erkennen. Denn Empowerment beginnt oft mit dem Sichtbarmachen innerer Blockaden, dem Entlernen von Abwertung und dem Wiederfinden von Würde.
Verschwörungs-ideologien
Verschwörungsideologien gehen über einzelne Verschwörungstheorien hinaus – sie bilden ein geschlossenes, oft extrem weltanschauliches Denksystem. Während eine Verschwörungstheorie beispielsweise behaupten mag, dass ein Ereignis wie eine Pandemie von einer bestimmten Elite geplant wurde, fügen Verschwörungsideologien solche Einzeltheorien in ein umfassendes Weltbild ein. Dieses Weltbild geht davon aus, dass nahezu alle gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen Ausdruck eines geheimen, böswilligen Plans sind, gelenkt von mächtigen Gruppen oder vermeintlichen Eliten.
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Im Zentrum vieler Verschwörungsideologien steht die Vorstellung, dass „das Volk“ von „denen da oben“ manipuliert, betrogen oder gar versklavt werde. Diese Denkweise folgt oft einem simplen Gut-Böse-Schema, in dem komplexe gesellschaftliche Prozesse auf eine angebliche Ursache reduziert werden – meist verbunden mit antisemitischen, rassistischen, queerfeindlichen oder demokratiefeindlichen Narrativen. Bekannte Motive reichen von der sogenannten „Neuen Weltordnung“ bis hin zur Fantasie einer globalen Elite, die „das wahre Leben“ kontrolliert. Diese Narrative greifen dabei häufig auf alte Feindbilder zurück, die in der Geschichte bereits verheerende Gewalt legitimiert haben.
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Die Abgrenzung zu Verschwörungstheorien ist entscheidend: Während Verschwörungstheorien punktuell auftreten und von manchen als bloße Spekulation wahrgenommen werden, bilden Verschwörungsideologien eine gefestigte ideologische Haltung. Sie bieten nicht nur Erklärungen, sondern auch eine identitätsstiftende, oft radikale Weltsicht – und immunisieren ihre Anhänger*innen gegen Widerspruch. Widersprechende Fakten werden als Teil der Verschwörung gedeutet. Kritik wird delegitimiert, und Gegenerzählungen gelten als Teil des „Systems“.
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Verschwörungsideologien sind hoch anschlussfähig an extremistische Bewegungen. Sie können zu sozialem Rückzug, Misstrauen gegenüber Mitmenschen, Wissenschaft und Medien, Radikalisierung und letztlich zu Gewalt führen. Auch bei Attentätern wie in Halle, Christchurch oder Oslo zeigten sich ideologische Versatzstücke aus verschwörungsideologischen Milieus.
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In der Awareness-Arbeit ist die Auseinandersetzung mit Verschwörungsideologien unverzichtbar: Denn sie bedrohen nicht nur marginalisierte Gruppen – sie untergraben aktiv demokratische Werte, Wahrheitssuche und die Möglichkeit eines gemeinsamen Diskurses. Awareness-Arbeit muss daher nicht nur Schutz bieten, sondern Räume schaffen, in denen Menschen lernen, mit Ambiguitäten umzugehen, Misstrauen einzuordnen und Komplexität auszuhalten. Gleichzeitig braucht es klare Grenzen: Gegen Verschwörungsideologien hilft kein „Dialog um jeden Preis“, sondern ein sicherer Rahmen, der Betroffene schützt und ideologische Radikalisierung erkennt und benennt.
Verschwörungs-mentalität
beschreibt eine grundlegende Denkweise, bei der Menschen dazu neigen, hinter politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Ereignissen geheime Absprachen, dunkle Mächte oder absichtliche Täuschung zu vermuten – selbst dann, wenn keine belastbaren Beweise dafür vorliegen. Diese Haltung ersetzt komplexe Zusammenhänge oft durch einfache Schuldzuschreibungen („jemand muss dahinterstecken“) und deutet Zufall oder Systemversagen als gezielte Manipulation.
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Typisch für die Verschwörungsmentalität ist ein tiefes Misstrauen gegenüber offiziellen Informationen, Medien und demokratischen Institutionen. Sie bietet scheinbar Orientierung in unsicheren Zeiten, stärkt das Gefühl von Kontrolle – und sondert zugleich Andersdenkende ab. Gefährlich wird sie, wenn sie in Antisemitismus, Wissenschaftsfeindlichkeit oder demokratiefeindliche Tendenzen mündet.
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Verschwörungsmentalität ist keine psychische Störung, sondern ein soziales Muster – oft verstärkt durch das Internet, persönliche Ohnmachtserfahrungen oder ein Bedürfnis nach Zugehörigkeit zu einer „wissenden“ Gruppe.
Verschwörungstheorie
Verschwörungstheorien sind vereinfachende Erklärungsmodelle, die unterstellen, dass hinter gesellschaftlichen, politischen oder naturbedingten Ereignissen keine zufällige Entwicklung, sondern ein geheimer Plan einer kleinen, mächtigen Gruppe steckt. Diese Erzählungen greifen meist auf Spekulationen, Verdachtsmomente und verkürzte Zusammenhänge zurück – anstelle von überprüfbaren Fakten. Charakteristisch ist ein tiefes Misstrauen gegenüber Medien, Wissenschaft, Regierungen und anderen demokratischen Institutionen.
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Solche Theorien bieten nicht nur vermeintlich klare Schuldige für komplexe Probleme, sie geben auch Orientierung in Zeiten von Unsicherheit oder Kontrollverlust. Doch dieser scheinbare Halt ist trügerisch: Verschwörungstheorien fördern den Rückzug in eine in sich geschlossene Weltsicht, die Kritik von außen nicht zulässt. Wer widerspricht, gilt als naiv oder gar Teil der vermeintlichen Verschwörung.
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Einige Verschwörungstheorien mögen auf den ersten Blick harmlos erscheinen, etwa Erzählungen über inszenierte Mondlandungen oder geheime Geheimbünde. Doch viele Theorien tragen demokratiefeindliche, rassistische oder antisemitische Motive in sich – offen oder in codierter Sprache. Besonders verbreitet sind Erzählungen, in denen vermeintliche Eliten, internationale Organisationen oder Minderheiten als Drahtzieher des Weltgeschehens dargestellt werden. Solche Narrative entmenschlichen und spalten, sie schüren Feindbilder, fördern Radikalisierung und können sogar zu Gewalt und Terror führen.
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Wichtig ist, zwischen überprüfbaren Theorien im wissenschaftlichen Sinn und ideologisch aufgeladenen Erzählungen zu unterscheiden. Denn der Begriff „Theorie“ kann missverständlich sein – Verschwörungstheorien lassen sich in der Regel nicht durch Fakten falsifizieren, sondern behaupten sich als geschlossene Erklärungssysteme, die für Gegenbelege immun sind.
Gerade in der Awareness-Arbeit ist es zentral, solche Narrative frühzeitig zu erkennen: nicht nur, um gefährliche Weltbilder zu dekonstruieren, sondern auch, um Schutzräume zu schaffen, in denen Unsicherheit, Ambivalenz und komplexe Realitäten gemeinsam ausgehalten werden können.
Vielfalt
(kulturelle Vielfalt)
(Kulturelle) Vielfalt bezeichnet das Nebeneinander und Miteinander verschiedener kultureller Ausdrucksformen, Identitäten, Sprachen, Traditionen und Lebensweisen innerhalb einer Gesellschaft oder zwischen Gesellschaften. Sie ist ein zentraler Aspekt gesellschaftlicher Diversität – und mehr als bloß ein ästhetisches Merkmal: Sie steht für unterschiedliche Perspektiven, Werte und Weltdeutungen, die unser Zusammenleben bereichern, aber auch herausfordern können.
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Die UNESCO betrachtet kulturelle Vielfalt als ebenso schützenswert wie die biologische Vielfalt – als Quelle von Kreativität, Austausch und gesellschaftlichem Fortschritt. Sprachenvielfalt, religiöse Ausdrucksformen, künstlerische Praktiken und alltägliche Lebensstile sind nur einige Facetten davon.
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Wichtig: Der Begriff kulturelle Vielfalt ist nicht zu verwechseln mit ideologisch aufgeladenen Konzepten wie „Völkervielfalt“ oder „Ethnopluralismus“, wie sie etwa von der Neuen Rechten verwendet werden. Während kulturelle Vielfalt auf Dialog, Offenheit und Entwicklung abzielt, operieren völkisch-nationalistische Konzepte mit trennenden, oft rassistischen Weltbildern.
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Der 21. Mai wird als Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung gefeiert – ein Tag, der daran erinnert, dass kulturelle Vielfalt nicht nur geduldet, sondern aktiv geschützt und gestaltet werden sollte.
Vielfaltsdimensionen
Vielfaltsdimensionen bezeichnen zentrale Merkmale, entlang derer Menschen sich unterscheiden – etwa in ihrer Herkunft, ihrem Alter, Geschlecht, ihrer Sprache, Religion, sexuellen Identität oder körperlichen Verfassung. Diese Dimensionen sind nicht nur persönliche Eigenschaften, sondern in vielen gesellschaftlichen Bereichen auch mit Privilegien oder Benachteiligungen verknüpft.
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Die Charta der Vielfalt benennt sieben sogenannte Kerndimensionen, die als besonders identitätsprägend gelten: ethnische Herkunft und Nationalität, Geschlecht und geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung, körperliche und geistige Fähigkeiten, Alter, Religion und Weltanschauung sowie soziale Herkunft.
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Diese Dimensionen wirken oft intersektional, das heißt: Sie überschneiden sich und beeinflussen sich gegenseitig. Um Vielfalt wirklich gerecht zu begegnen, braucht es deshalb ein differenziertes Verständnis für diese Wechselwirkungen und für die Strukturen, die bestimmte Gruppen systematisch benachteiligen.
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Vielfaltsdimensionen spielen eine zentrale Rolle in Antidiskriminierungsarbeit, inklusiver Organisationsentwicklung und gesetzlich geschützten Gleichstellungsstrategien – etwa im Rahmen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG).
Volk
Der Begriff Volk bezeichnet eine Gemeinschaft von Menschen, die sich durch gemeinsame Merkmale wie Sprache, Kultur, Geschichte oder Abstammung verbunden fühlen – oder als solche konstruiert werden. Dabei handelt es sich nicht um eine objektiv messbare Einheit, sondern um ein soziales und politisches Konstrukt, das je nach Kontext sehr unterschiedlich gefüllt wird.
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Insbesondere in Deutschland ist der Begriff historisch belastet: In der völkischen und nationalsozialistischen Ideologie wurde „das deutsche Volk“ ethnisch und rassistisch definiert – mit verheerenden Folgen für all jene, die davon ausgeschlossen wurden. Auch heute wird der Volksbegriff von rechtsextremen und neurechten Gruppen vereinnahmt, um Exklusion, Überlegenheit oder Abgrenzung zu legitimieren.
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In demokratischen Gesellschaften hingegen wird die Idee des „Volkes“ zunehmend inklusiv gedacht – etwa als Staatsvolk, das unabhängig von Herkunft, Religion oder Aussehen gleiche Rechte und Pflichten teilt. Entscheidend ist dabei: Wer dazugehört, darf nicht durch Blut oder Abstammung, sondern durch Zugehörigkeit, Teilhabe und rechtliche Gleichstellung definiert werden.
Völkischer Nationalismus
Völkischer Nationalismus bezeichnet eine ideologische Strömung, die die „Volksgemeinschaft“ als homogene, ethnisch definierte Einheit versteht und damit Menschen ausschließt, die nicht zur vermeintlich „ursprünglichen“ oder „reinen“ Nation gehören. Anders als staatsbürgerlich geprägter Nationalismus, der Zugehörigkeit über gemeinsame Werte oder Rechte definiert, gründet völkischer Nationalismus auf Abstammung, „Blut“ und „Boden“.
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Historisch fand diese Ideologie vor allem im deutschen Kaiserreich, in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus starke Verbreitung. Auch heute wird sie von extrem rechten Bewegungen propagiert, etwa durch Begriffe wie „Umvolkung“ oder „Remigration“. Sie zielt auf kulturelle Homogenität und sieht Vielfalt oder Migration als Bedrohung.
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Völkischer Nationalismus ist eng verknüpft mit Rassismus, Antisemitismus und autoritären Gesellschaftsbildern. Er legitimiert Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegenüber jenen, die nicht in das völkisch definierte „Wir“ passen, sei es aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder politischen Haltung. Damit steht diese Ideologie im klaren Widerspruch zu demokratischen und menschenrechtlichen Prinzipien.
Vorurteile
Vorurteile sind vorgefasste Meinungen oder Einstellungen gegenüber Personen oder Gruppen, die nicht auf eigener Erfahrung oder gesichertem Wissen beruhen, sondern auf vereinfachenden Annahmen, sogenannten Stereotypen. Sie entstehen häufig unbewusst, werden durch gesellschaftliche Erzählungen und Medienbilder verstärkt und dienen dazu, die Welt scheinbar schnell einzuordnen – oft auf Kosten von Gerechtigkeit und Empathie.
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Vorurteile betreffen Menschen aufgrund verschiedener Merkmale: ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts, ihrer Behinderung oder sozialen Lage. Sie wirken wie mentale Abkürzungen – und sind gleichzeitig gefährliche Stolperfallen. Denn sie verzerren den Blick auf das Gegenüber, reduzieren komplexe Persönlichkeiten auf ein Merkmal, und tragen dazu bei, Macht- und Ungleichheitsverhältnisse zu stabilisieren.
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Vorurteile können sowohl auf individueller Ebene (etwa in zwischenmenschlichen Begegnungen) als auch auf struktureller Ebene (etwa in Bildung, Polizei oder Wohnungsmarkt) wirksam sein. Wenn sie dort in Form von diskriminierenden Routinen, Normen oder institutionellen Abläufen verankert sind, spricht man von struktureller Diskriminierung.
Entscheidend ist: Vorurteile sind erlernt – und damit auch verlernbar.
