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Glossar

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Unconscious Bias
(unbewusste Vorurteile)

Unconscious Bias bezeichnet unbewusste Denkmuster, die tief in unseren Erfahrungen, gesellschaftlichen Normen und kulturellen Prägungen verankert sind. Diese automatischen, oft reflexhaften Bewertungen wirken im Hintergrund unserer Entscheidungen – selbst dann, wenn wir eigentlich neutral oder fair handeln wollen. Sie betreffen alle Menschen, unabhängig von ihrer bewussten Haltung, und können Einfluss auf Einstellungsverfahren, Leistungsbeurteilungen, zwischenmenschliche Dynamiken und den Zugang zu Ressourcen nehmen.

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Der Begriff wurde maßgeblich durch die Psycholog*innen Mahzarin Banaji und Anthony Greenwald geprägt, die 1995 den Implicit Association Test (IAT) entwickelten. Dieser Test machte sichtbar, wie stark implizite Assoziationen unser Verhalten steuern können – etwa, wenn bestimmte Berufsgruppen automatisch mit einem bestimmten Geschlecht oder Hauttyp verbunden werden. Auch die Arbeiten von Daniel Kahneman, insbesondere sein Konzept der automatisierten, schnellen Denkprozesse (System 1), haben das Verständnis von unbewussten Vorurteilen vertieft.

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Unconscious Bias ist kein persönliches Fehlverhalten, sondern Ausdruck struktureller und historisch gewachsener Machtverhältnisse. Vorurteile entstehen in gesellschaftlichen Kontexten, in denen bestimmte Gruppen systematisch benachteiligt oder übersehen werden – etwa Frauen, BIPoC, queere Menschen oder Menschen mit Behinderung. Gerade in Organisationen, in Bildung, Verwaltung und Medien kann Unconscious Bias zu Diskriminierung führen, ohne dass dies immer beabsichtigt oder bewusst ist.

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Für eine diskriminierungssensible Praxis ist es daher entscheidend, eigene Bias-Muster zu reflektieren, institutionelle Prozesse kritisch zu prüfen und Räume für Feedback, Weiterbildung und strukturellen Wandel zu schaffen. Maßnahmen wie anonymisierte Bewerbungsverfahren, Diversity-Trainings, mehrstufige Auswahlprozesse oder kollegiale Reflexionsteams können helfen, unbewusste Verzerrungen zu erkennen und ihre Auswirkungen zu minimieren.

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In der Awareness-Arbeit bedeutet das: Menschen nicht zu beschämen, sondern gemeinsam zu lernen, wie wir bewusster, gerechter und inklusiver handeln können – im Alltag, in der Kommunikation und in der Gestaltung von Organisationen. Denn Unconscious Bias zu erkennen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein erster Schritt zu verantwortungsvollem Handeln.

Ungleichheit

Ungleichheit beschreibt nicht bloß Unterschiede zwischen Menschen, sondern verweist auf systematisch ungleiche Lebensbedingungen, Teilhabechancen und Zugänge zu Ressourcen. Sie entsteht dann, wenn bestimmte soziale Gruppen – etwa aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Klasse, Religion, Behinderung oder sexueller Orientierung – strukturell benachteiligt oder bevorzugt werden. Diese Ungleichverhältnisse sind kein Zufall: Sie sind historisch gewachsen, gesellschaftlich stabilisiert und institutionell eingebettet.

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Solche Ungleichheiten zeigen sich nicht nur im Einkommen oder Bildungsstand, sondern auch in Machtverhältnissen, Sichtbarkeit, politischer Mitsprache und Sicherheitsgefühl im Alltag. Wer etwa mehrfach marginalisiert ist – zum Beispiel eine Schwarze Frau mit Behinderung in prekärem Beschäftigungsverhältnis – erlebt nicht einfach Addition, sondern eine potenzierte soziale Verletzbarkeit.

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Aus einer rassismuskritischen und demokratieorientierten Perspektive ist es zentral, nicht nur auf individuelle Erfahrungen zu schauen, sondern die Bedingungen zu hinterfragen, die solche Ungleichheiten fortschreiben. Das heißt: nicht nur Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen sichtbar zu machen – von ökonomischer Ausgrenzung bis hin zu fehlender Repräsentation in Institutionen.

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