Migräne ist eine weit verbreitete neurologische Erkrankung. Jeden Morgen werden in
Deutschland im Schnitt rund 900 000 Lebenstage durch Migräne zerstört. Hämmernder
und stechender Kopfschmerz, das Herz rast, beginnende Sehstörungen, aufsteigende
Übelkeit bis Erbrechen, der gesamte Körper wird systematisch außer Gefecht gesetzt. Ein
Abgrund, der in chronischen Fällen eine tiefgreifende Einschränkung im Alltag, in sozialen
Kontakten und in der Teilhabe am Leben darstellen kann. Insbesondere chronische
Migräne kann eine Form der Behinderung sein, die im Verborgenen durchlitten bleibt und
in der öffentlichen Wahrnehmung wenig Berücksichtigung findet.
Migräne, vor allem in ihrer chronischen Form, kann Menschen stark einschränken und in
die Isolation treiben. Chronische Migräne liegt vor, wenn Betroffene an mindestens 15
Tagen pro Monat über drei Monate hinweg unter Migräne leiden.
Ist diese Vehemenz gegeben kann Migräne in Deutschland unter bestimmten
Voraussetzungen als Behinderung anerkannt werden. Der Grad der Behinderung (GdB)
wird durch ärztliche Gutachten festgelegt und variiert je nach Schwere der Symptome.
Personen mit chronischer Migräne, die über längere Zeiträume nicht arbeitsfähig sind,
können einen GdB zwischen 30% und 50% erhalten, welches ihnen rechtliche Vorteile wie
besonderen Kündigungsschutz und Steuererleichterungen verschafft.
Unauffällige Behinderung: Die Herausforderungen im Alltag
Die Symptomatik einer Migräne ist selten auffälliger Natur und so müssen Migräne-
Betroffene oft in ihrer Umgebung um Verständnis für Ihre Einschränkung kämpfen. Ein
Migräneanfall ist nicht immer für Außenstehende erkenn- und nachvollziehbar, kann aber
eine Ausprägung bis zur Arbeitsunfähigkeit, bis zur sozialen Isolation und suizidaler
Depression führen. Oft führt stilles, unsichtbares Leiden der Betroffenen zu fehlendem
Verständnis von Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern.
Gerade in einem inklusiven Arbeitsumfeld sollte diese Form der Behinderung mehr
Aufmerksamkeit erhalten. Arbeitgeber und Kollegen müssen sensibilisiert werden, dass
unauffällige Erkrankungen wie Migräne genauso ernst genommen werden sollten wie
auffällig sichtbare Beeinträchtigungen.
Inklusion und Barrierefreiheit: Eine neue Perspektive auf Behinderungen
Für Unternehmen, die sich im Bereich Diversity und Inklusion engagieren, ist es
entscheidend, auch Behinderungen mit nicht deutlich sichtbarer Symptomatik wie Migräne
in ihre Maßnahmen zur Barrierefreiheit einzubeziehen. Das bedeutet, flexible
Arbeitsmodelle zu ermöglichen, bei denen betroffene Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten
können oder Ruheräume zur Verfügung gestellt werden. Auch die Möglichkeit,
Arbeitszeiten flexibel zu gestalten oder Auszeiten zu nehmen, wenn ein Migräneanfall
auftritt, ist wichtig.
Zudem sollten Betroffene Zugang zu unterstützenden Maßnahmen wie speziellen
ergonomischen Arbeitsplätzen, präventiver Gesundheits- und Bewegungseinrichtungen
oder der Möglichkeit erhalten, in einer ruhigen, reizarmen Umgebung zu arbeiten.
Sensibilisierungskampagnen im Unternehmen könnten das Bewusstsein dafür schärfen,
wie Menschen mit unauffälligen Erkrankungen wie Migräne im Arbeitsalltag besser
unterstützt werden können.
Migräne und Diversity: Eine Herausforderung für Unternehmen
Im Kontext von Diversity und Inklusion sollte Migräne als Behinderung ernst genommen
werden. Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl auffällige als auch unauffällige
Behinderungen berücksichtigt, fördert nicht nur ein inklusives Arbeitsumfeld, sondern
stärkt auch das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeiter. Unternehmen, die sich
für Vielfalt und Barrierefreiheit engagieren, sollten eine Kultur schaffen, in der alle Formen
von Behinderungen, ob 'sichtbar' oder 'unsichtbar', anerkannt und unterstützt werden.
Fazit: Migräne ist mehr als nur eine vorübergehende Krankheit – für viele Menschen stellt
sie eine dauerhafte, leise Behinderung dar, die tiefgreifende Auswirkungen auf das Privatund
Berufsleben hat. Unternehmen, die sich für Inklusion und Diversity einsetzen, sollten
sicherstellen, dass auch Menschen mit unsichtbaren Behinderungen die Unterstützung und
Anerkennung erhalten, die sie brauchen, um aktiv am Arbeits- und Gesellschaftsleben
teilzunehmen.
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