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Die Verbindung zwischen toxischer Männlichkeit, Rassismus und Anti-Feminismus

  • Autorenbild: Ercan Carikci
    Ercan Carikci
  • 16. Apr.
  • 3 Min. Lesezeit

Toxische Männlichkeit beschreibt ein gesellschaftliches Konzept, das mit der Vorstellung von Männlichkeit als aggressiv, unemotional und dominant verbunden ist. Diese Normen, die von vielen als das „ideale“ Männlichkeitsbild angesehen werden, haben tiefgreifende Auswirkungen auf Männer, Frauen und gesellschaftliche Strukturen im Allgemeinen. Sie tragen nicht nur zur emotionalen und psychischen Belastung von Männern bei, sondern auch zur Verfestigung von Ungleichheiten in Bezug auf Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit. Besonders die Wechselwirkungen zwischen toxischer Männlichkeit, Rassismus und Anti-Feminismus zeigen sich als besonders problematisch und schwerwiegende gesellschaftliche Herausforderungen.


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Toxische Männlichkeit und ihre Wurzeln


Toxische Männlichkeit ist nicht isoliert zu betrachten; sie ist eng verbunden mit den sozialen Strukturen, die die Hierarchien zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen verstärken. Die westliche Gesellschaft hat die Vorstellung von „echter Männlichkeit“ historisch gesehen oft mit weißen, männlichen Normen assoziiert, die als die Träger von Macht und Dominanz gelten. Dieses Bild von Männlichkeit wird nicht nur durch soziale Normen gestützt, sondern auch durch stereotype Wahrnehmungen von bestimmten ethnischen Gruppen, die als weniger „männlich“ oder weniger „kontrolliert“ gelten.


Eduardo Bonilla-Silva (2015) hat gezeigt, dass Diskriminierung in modernen Gesellschaften nicht nur durch individuelle Vorurteile, sondern vor allem durch institutionalisierte Strukturen aufrechterhalten wird, die bestimmte ethnische Gruppen benachteiligen. Diese Strukturen widerspiegeln sich auch in den Erwartungen an Männlichkeit. Männer aus marginalisierten ethnischen Gruppen, wie etwa schwarze Männer oder andere rassifizierte Männer, werden häufig als „aggressiv“ oder „gefährlich“ wahrgenommen – stereotype Zuschreibungen, die ihre gesellschaftliche Wahrnehmung beeinflussen. Diese normativen Vorstellungen über Männlichkeit hindern diese Männer daran, als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt zu werden und fördern die soziale Ungleichheit, die in Institutionen wie der Polizei, der Justiz und dem Arbeitsmarkt weiterhin fortbesteht.


Ein Beispiel für die Auswirkungen dieser Männlichkeitsnormen finden wir in der Polizeiarbeit. Laut John Chan (2003) wird die Polizeikultur von Stereotypen durchzogen, die nicht nur das Bild von Männern als „aggressiv“ oder „stark“ festschreiben, sondern diese Zuschreibungen auch auf ethnisch marginalisierte Männer anwenden. Dies führt nicht nur zu einer Verzerrung von „echter“ Männlichkeit, sondern auch zu übermäßiger Gewaltanwendung gegenüber diesen Gruppen. Solche institutionellen Mechanismen tragen dazu bei, dass toxische Männlichkeit in sozialen Institutionen weiterlebt und soziale Ungleichheit aufrechterhält.


Toxische Männlichkeit als Motor des Anti-Feminismus


Die enge Verbindung zwischen toxischer Männlichkeit und Anti-Feminismus wird durch die Vorstellung verstärkt, dass Männer ihre „Macht“ und „Überlegenheit“ gegenüber Frauen und anderen marginalisierten Gruppen verteidigen müssen. Michael Kimmel (2013) beschreibt in seiner Arbeit Angry White Men, dass besonders weiße Männer die feministischen Forderungen nach Gleichberechtigung als Bedrohung für ihre gesellschaftliche Position betrachten. In seinem Buch argumentiert Kimmel, dass dieser Widerstand gegen feministische Bewegungen nicht nur politisch ist, sondern ein Versuch, die patriarchalen Strukturen zu bewahren, die toxische Männlichkeit unterstützen.


Feministische Bewegungen, die eine egalitäre Gesellschaft anstreben, werden von Anhängern toxischer Männlichkeit häufig als Bedrohung der sozialen Ordnung verstanden. Diese Haltung speist sich aus der Vorstellung, dass „echte Männer“ Macht und Kontrolle über Frauen ausüben sollten. Dieser Anti-Feminismus ist somit nicht nur eine politische Haltung, sondern auch eine Reaktion auf den Verlust von Macht und Kontrolle, die in der toxischen Männlichkeit verankert ist.


Gesellschaftliche Auswirkungen und politische Bewegungen


Die gesellschaftlichen Auswirkungen toxischer Männlichkeit und Anti-Feminismus manifestieren sich auch in politischen Bewegungen, die rassistische und patriarchale Werte stärken. Ein prominentes Beispiel ist die Alt-Right-Bewegung, die eine Mischung aus toxischer Männlichkeit, weißem Nationalismus und Anti-Feminismus darstellt. Diese Bewegung propagiert ein Bild von „echter“ Männlichkeit, das auf der Vorstellung von weißer Überlegenheit basiert und sich gegen die soziale Gleichstellung von Frauen und ethnischen Minderheiten stellt. Das Southern Poverty Law Center (2017) dokumentiert, dass diese Bewegung die Vorstellung von einer natürlichen, „gerechten“ Ordnung bewahren will, die durch den Feminismus und antirassistische Bewegungen bedroht wird. Der Widerstand dieser Gruppen gegen gesellschaftliche Veränderungen führt zu einer Verstärkung von Rassismus und Geschlechterungleichheit.


Die Alt-Right-Bewegung nutzt toxische Männlichkeit, um rassistische Ideologien zu verbreiten und die Dominanz von weißen Männern zu verteidigen. Ihr Anti-Feminismus ist ein integraler Bestandteil ihrer politischen Agenda: Sie lehnen die Idee ab, dass Frauen und marginalisierte Gruppen Anspruch auf gleiche Rechte haben und streben nach einer Gesellschaft, in der Männer weiterhin als die überlegenen Entscheidungsträger agieren.


Fazit: Die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Veränderung


Die Wechselwirkungen zwischen toxischer Männlichkeit, Rassismus und Anti-Feminismus sind tiefgreifend und weitreichend. Sie schaffen und verstärken bestehende soziale Hierarchien, in denen männliche Dominanz als gesellschaftliche Norm festgeschrieben ist. Um eine gerechtere Gesellschaft zu schaffen, müssen wir diese Normen nicht nur in ihrem sozialen, sondern auch in ihrem historischen und politischen Kontext verstehen und hinterfragen. Es ist entscheidend, dass wir die toxischen Aspekte von Männlichkeit, die sowohl Männern als auch Frauen schaden, erkennen und transformieren, um die Strukturen des Rassismus und des Patriarchats zu überwinden. Nur durch die Schaffung von Männlichkeitsbildern, die auf Empathie, Kooperation und Gleichberechtigung basieren, können wir eine Gesellschaft gestalten, die allen Menschen unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder ethnischer Zugehörigkeit gerecht wird.

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